Programmidee
Von den vielen bekannten und als wirksam beschriebenen bioaktiven Substanzen (engl. Biostimulants) sind Präparate auf
der Basis von Phytohormonen und Huminsäuren ein geeignetes „Tandem“ zur Regulierung des Pflanzenwachstums und der
Produktivität. Die Literatur bezeichnet solche Kompositionen auch als PHCs (Phytohormon-Huminsäure-Compounds). Der
Vorschlag, PHCs in der Praxis zu testen, wurde erstmals von Prof. Wolfgang Nowick im Jahr 1999 vorgetragen. Bereits 2000-
2001 testete daraufhin die Ukrainische Akademie der Agrarwissenschaften in einem Gewächshaus in Donezk
Kombinationen der ukrainischen Präparate EMISTIM C und HUMISOL mit überzeugenden Ergebnissen.
Der erste Freilandeinsatz von PHCs in Deutschland erfolgte in den vom damaligen Radostim-Institut von Prof. Nowick
koordinierten internationalen Forschungsprojekten Radostim A*B (2005-2008) und future
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(2009-2012). Die PHCs
wurden im Frühjahr gemeinsam mit der ersten Pflanzenschutzspritzung ausgebracht. Im Laufe weniger Jahre
beobachteten wir einen rasanter Anstieg der Konzentration luftstickstofffixierender Bakterien (N-Bakterien) im Boden
(Faktor 2). Dieses „Mehr“ an Bakterien verbrauchte mit der Zeit allerdings den vorhandenen Humus (4,5% 3,2%) , da die
Pflanzen wegen der unverändert hohen N-Mineraldüngergaben keine genügende Kohlenstoffnachlieferung in den
Wurzelraum leisteten. Damit war es bis zu der ersten Programmidee, dass PHCs noch besser funktionieren, wenn
gleichzeitig der N-Düngereinsatz gesenkt wird, nicht mehr weit. Die zweite Programmidee stammt ebenfalls aus
Beobachtungen der vorgeschalteten beiden Forschungsprojekte: In Abhängigkeit von den Wintertemperaturen ging immer
wieder ein Teil der frisch aufgebauten Bodenbiologie, insbesondere der phosphormobilisierenden Bakterien (P-Bakterien)
verloren. Der Verlust ließ sich in Vorversuchen minimieren, wenn zusätzlich im Herbst nach der Ernte PHCs oder reine
Huminsäuren auf den Boden gespritzt wurden, die quasi als Katalysator bei der bakteriellen Umsetzung des organischen
Materials zu Humus mitwirkten.
Schnell wurde klar, dass es wegen der vielen Einflussfaktoren (Wetter, Wasser, Kultur, Boden usw.) eines 10Jahre-
Langzeitprogramms bedarf, um die Programmideen zu verifizieren und die Wirksamkeit der PHCs zu quantifizieren. Dank
der Bereitschaft von Agrarbetrieben aus Sachsen, Brandenburg, Thüringen und Sachsen-Anhalt, werden seit 2012 nun
regelmäßig 170 Tandem
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-Programmflächen mit unterschiedlichen Ackerzahlen im Frühjahr und Herbst mit den
inzwischen weiterentwickelten und auf die Ackerzahl optimierten PHC-Präparaten der Tandem-Serie (TANDEM F, TANDEM
H) behandelt. Wir untersuchen zweimal im Jahr die Bodenbiologie (Humus, N- und P-Bakterien), analysieren die
Ernteergebnisse und modellieren den PHC-induzierten Ertragszuwachs und die N-Mineraldüngereinsparung, wobei uns das
YEN-Modell zur Beschreibung der Phänomene gute Dienste erweist.
Internationale Partner
Betriebe, universitäre und akademische Forschungseinrichtungen aus der Ukraine, Russland, Weißrussland, Kasachstan.
Einmal im Jahr werden die Ergebnisse auf den Internationalen daRostim-Konferenzen: Kiew(2012), Lviv (2013), Moskau
(2014), Syktyvkar (2015), Odessa (2016), Almaty (2017), Minsk (2018), Kiew (2019), Minsk (2020) ausgetauscht und
Programmideen verfeinert.
Eingesetzte PHC-Präparate
Frühjahr/Vorsommer: Blattapplikation Spätsommer/Herbst: Bodenapplikation
Saatgutbeize
Die Präparate werden in Weißrussland auf der Basis der dort von der Geschlossenen Aktiengesellschaft BELNEFTESORB produzierten
Huminsäuren produziert und von dem Handelsunternehmen „Soloti Prirodi“ allen Projektpartnern bereitgestellt. In Deutschland
kommen vor allem die Präparate TANDEM F30, F50, H30 und H50 und BOSTAR basic zum Einsatz.
Die technologisch weiterentwickelten Huminsäurepräparate der neuesten Generation von BELNEFTESORB ermöglichen es, ohne
zusätze von Phytohormonen auszukommen. Das aktuelle ab 2015 auch schrittweise im internationalen Langzeitprogramm
Tandem
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eingesetzte TANDEM-Array ist damit im klassischen Sinn kein echtes PHC-Präparat mehr.
Im Nachfolgeprogramm shakeHANDS
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(2021-2032) soll das Potential des weiterentwickelten TANDEM-Arrays in seiner
Langzeitwirkung untersucht werden. Ziel ist weiterhin die Erhöhung der biologischen Bodenfruchtbarkeit als Voraussetzung zum Erhalt
bzw. der Steigerung der Erträge bei reduziertem Düngereinsatz.
B
Zwischenergebnisse nach 7 Jahren Programmlaufzeit
Bodenbiologie: Steigerung der biologischen Bodenfruchtbarkeit
(nach 7 Jahren Programmlaufzeit, Mittelwerte aus 170 Schlägen)
Höhere Erträge
Höhere Erträge mit weniger Dünger - höhere Stickstoffeffizienz (YEN-Diagramm)
Durch die verbesserte biologische Bodenfruchtbarkeit werden höhere Erträge bei reduziertem N-Düngereinsatz erzielt, wie die auf
Getreideeinheiten GE umgerechnete und über 6 Jahre gemittelte Ertragsfunktion (YEN-Diagramm) am Beispiel eines der Programm-
Standorte (Ackerzahl AZ=33) zeigt. Gegenüber dem 6-jährigen Vorjahreszeitraum 2006-2011 (Kontrollzeitraum) wurde der mittlere
Stickstoffeinsatz um 26kg/ha reduziert und bei ortstypischer Fruchtfolge der mittlere Ertrag um 6,0 GE erhöht. Die Stickstoffeffizienz
stieg von 0,3 auf 0,46 GE/kgN (+45%).
Analoge Zwischenergebnisse finden wir sinngemäß auch auf den anderen Standorten, wie der Anstieg der 6-
Jahresmittelwerte 2012-2018 im Vergleich zum Kontrollzeitraum (2006-2011) zeigt.
Vorläufiges Resümee
Vorläufiges Resümee - Ökonomie und Ökologie: eine Win-win-Bilanz
Der
Einsatz
von
TANDEM
ist
ein
probates
Mittel,
die
N-Bilanz
um
15-40
kg
N/ha
zu
verbessern
und
dabei
im
langfristigen
Mittel Ertragssteigerungen um 6 bis 7 GE zu erzielen.
Die
Auflagen
der
neuen
Düngeverordnung
können
effizienter
umgesetzt
werden
und
die
Belastung
der
Umwelt
wird
reduziert.
Je ha werden durch die intensivere Photosynthese etwa 1,2 t CO
2
zusätzlich der Atmosphäre entzogen.
TANDEM-Präparate sind preiswert.
Der wirtschaftliche Effekt für den Betrieb ist nachhaltig:
1 EUR TANDEM-Einsatz schlägt, konservativ gerechnet mit 2 bis 7 EUR Gewinn
durch Mehrertrag und Düngereinsparung zu Buche.
+68%
+29%
-11%
+141%
+ 51%
Tandem
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Internationales Langzeitprogramm
zur Erhöhung der biologischen Bodenfruchtbarkeit
und zum Aufbau einer nachhaltigen biologischen Nährstoffreserve im Boden